Zitiert nach —
Ein Büchertagebuch.
Buchbesprechungen aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
1969; S.200f.
Gerd Hergen Lübben
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A la Allah
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Salâm, die arabische Vokabel für „Frieden“, leitet sich von der gleichen Wortwurzel her wie die Benennung der Religion des Propheten Mohammed: Islâm. Dies Wort wird gemeinhin mit „Hingabe an Gott“ oder „Unterwerfung unter Gottest Willen“ übersetzt. Der „Salam-Islam“-Zusammenhang hat den französischen Islamforscher Rondot dazu animiert, in dem Herder-Bändchen Der Islam den Aspekt des bewussten Friedenstiftens im Islam an den Anfang seiner umsichtig-bündig informierenden Darstellung zu rücken. Von außen betrachtet, vollzog sich der Einzug der Religion Mohammeds in die Weltgeschichte allerdings keineswegs friedliebend, sondern mit kriegerischem Gebaren. Gemäß islamischer Vorstellung nämlich zerfällt die Welt in den Bezirk des Islam, also die Heimat des göttlichen Salam, und in die Zonen des Heiligen Kriegs, d.h. den zu missionierenden oder noch zu befriedenden Rest der Erdbevölkerung ... Ohne eine Hierarchie, ohne einen Klerus, ohne ein institutionelles Organ, das für Lehrentscheidungen zuständig wäre, hat es der Islam gleichwohl erreicht, dass sich über neunzig Prozent seiner Anhänger zur orthodoxen Konfession dieser Religion bekennen ... Im Gegensatz zu der von Rondot en passant vorgetragenen Auffassung, der Islam sei gegenüber Einflüssen des Kommunismus wehrlos (insbesondere wegen des Fehlens einer Hierarchie, die etwa in einer „Kirche wie der katholischen“ die Haltung gegenüber einer „neuen Bewegung“ wie der kommunistischen beschließe), hat sich der Islam gegenüber sowohl der christlichen Mission als auch der marxistischen Indoktrination als eine durchaus resistente Größe erwiesen. Meinungsverschiedenheiten „in meiner Gemeinde“, so hatte Mohammed zu innerislamischer Friedfertigkeit ermunter, sind Zeichen der Barmherzigkeit Allahs.

GERD HERGEN LÜBBEN
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PIERRE RONDOT: „Der Islam“. Lehre und Macht einer Weltreligion.
Herder Verlag, Freiburg, 1968; Herder-Taschenbuch, Bd. 301. 142 Seiten, br., 2,90 DM.
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•> F.A.Z. (Büchertagebuch) vom 26. März 1969 <•

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