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STREIT-ZEIT-SCHRIFT, Heft VI,2
(September 1968; Frankfurt/Main):
 Gerd Hergen Lübben

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Betr.: »Fassungen« (1961; E. Jünger, Werke 8, S. 331 ff.)

Dalis gediegene Nägel auf dem Deckel der Apokalypse nageln die Offenbarung nicht zu. Am Hals von Buffets lichtgemergeltem Lamm würden sich womöglich Eichenlaub und Schwerter gut ausmachen. L'apocalypse — Livre conçu et réalisé par Joseph FORET en 1958 — 1959 — 1960 — 1961. Manuscrit à peintures. Composé de: 150 parchemins sélectionnés. Texte de Saint Jean entièrement calligraphié. 21 illustrations par 7 grands peintres. 7 manuscrits autographes d'écrivains célèbres. Texte de l'Apocalypse en 7 langues. Couverture de bronze incrustée de pierres précieuses. Format: 0,86x0,78 m. Poids: 210 kg. Prix: 2 Millions de Nouveaux Francs. Ernst Jünger, der deutsche Major, drückt jener unerhörten Buchwerdung des Wortes Gottes in der Apokalypse sein Siegel auf. Drudenfüße statt Davidsterne krikelt er zwischen die Absätze seiner Ergießung. Warum nicht Eiserne Kreuze? Für plangemäße Erledigung unzeitgemäßer Friedfertigkeit. Pour le mérite.

Fui in spiritu. In der Flasche haust ein Geist, und der heißt, in Domenica die, Flaschengeist. Augen auf, Geist der Zeiten, hast nicht Zeit, beziehst nicht Stellung, gehst nicht in Deckung, Augen links, weh den Schwangeren, den Stillenden zu dieser Zeit ohne Geist, Augen rechts, weh, weh, weh denen, die auf Erden wohnen, Augen geradeaus, bist aufgedeckt, Heimat, rechts schwenkt, Heimat, die du meinst, o gewaltiger Zeus Du, links schwenkt, schon herrscht dein Apollo, zwei drei vier, der Lieder süßen Mund, Deckung, eins zu null für Lingam gegen Yoni, da Hagel und Feuer mit Blut gemein sind und die Erde sich aufmacht, aber dalli, Feuer zu schlucken, da all das grüne, grüne Gras versengt, und links und links, Achtung, Heimat, und deine Sterne stürzen, Little Boy, on the rocks, Vermouth, nur so oder so, und der Bittersee über Land geht, halt den Scheffel über die zinnerne Lampe deines schlesischen Schusters, Geheimnisträgerin Heimat, da heilig bleibt dein Hain und keinem erspart der Sintbrand und ohne Unterschiede, die deine Grammatik ersinnt, Feuerr: Nah ist
Und schwer zu fassen der Gott; und Sturrm oder: Voll
Güte ist. Keiner
aber fasset
Allein Gott; und Marrsch oder: Johannes. Christus. Diesen möcht ich singen. Zwei drei vier, Christus pflanzte keinen Baum, ließ keinen Grashalm sprießen, sprach von Kolibris kein Sterbenswörtchen, lachte sich nie eins ins Fäustchen, nie nahm das Lamm die Harfe, nie die Flöte, nie die Zither und stimmte nie Gesang an, dem deutscher zu folgen vermöchte, drei vier, du aber harrst aus im Geiste, Seher, hältst aus im Gefecht, Soldat, bleibst im Amt, Mensch, wenn du durch den Wald gehst. Oder über die Heide.

Wie ungestalt ist aber der, der weder Nase noch Mund hat, und wie apokalyptisch wäre ein Lächeln nicht da, ein Lachen in die entfaltete Faust. Und was für Augen machst du, wenn du sie zumachst. Was ist da für die Augen. Abgedeckt ist dein Himmel und aufgedeckt Nero. Für den graute der Jüngste Tag, gegen den dämmerte aller Tage Abend auf Patmos. Jünger an Hölderlins Statt. Nicht wahr, Salvador Dali, noch heute steht Patmos in den Sternen, alles Visionäre wird Gleichnis und alles Schweigen Laut, das bist du, so long, in Domenica die, auch du? Umgestellt auf die Füße, faß Trrritt, sieh an, ich war ich bin ich werde sein Ecce: Revelatio numinis — hominis revolutio!


© (1968)  <- Gerd Hergen Lübben